„Die Kunst des Lebens ist weder automatisches Sich-Treiben-Lassen noch furchtsames Festhalten. Es ist eine Feinfühligkeit für jeden Moment, indem wir ihn als neu und einmalig erleben, indem wir den Geist offen halten und völlig wachsam sind.“
– nach Alan Watts
Präsent sein ist einfach und es ist auch nicht einfach. Wenn die Aufmerksamkeit klar und fokussiert ist, kann sich das auch recht intensiv anfühlen. Es macht offen und aufmerksam für jeden Moment, was auch eine Herausforderung sein kann. Manchmal scheint es uns vielleicht als angenehmer, nicht wahrzunehmen was um uns geschieht und zu anderen Zeiten sind wir einfach müde und wünschen uns einfach nur eine Pause.
Aber es ist inspirierend und erfrischend, sich in Richtung dieser „Kunst des Lebens“ weiter zu entwickeln. Wenn wir uns einfach automatisch treiben lassen, verpassen wir wahrscheinlich viele schöne Momente und wenn wir alles nur durch die Brille unserer Meinungen und Vorbehalte sehen, bemerken wir die Frische, Einmaligkeit und Schönheit unseres Lebens nicht.
Aufmerksamkeit kultivieren
Wir können ein Gewahrsein, eine Aufmerksamkeit kultivieren, die die Dinge so wahrnimmt wie sie sind während wir dennoch unabhängig von den Umständen selbst ok, wohl sind. Von dieser Basis aus können wir dann bewusst agieren.
Als Basis unserer Praxis der „Kunst des unseres Lebens“ hilft es, einen offenen, rezeptiven Geist zu haben. Basierend auf dieser Offenheit ist es uns dann möglich, unsere Antwort im jeweiligen Moment zu wählen. Wir sind dadurch nicht so sehr in unseren automatischen Reaktionen gefangen. Unser Handeln kann so unsere Werte und unser Herz widerspiegeln, statt unsere Ängste und Meinungen zu verfestigen.
Präsent sein
Präsenz kann jeden Moment unseres Lebens in einen weiten Raum verwandeln. Beispielsweise können wir bewusst mit jemand anderem oder mit einem eigenen Gedanken sein während wir wahrnehmen, wie das Licht durchs Fenster fällt und wir einen leichten Zug frischer Luft auf unserer Haut spüren. Es erlaubt uns simultan wahrzunehmen, was in uns und in unserem Gegenüber geschieht.
Einfach Wahrnehmen
In diesem Raum erscheinen meine Ängste, Meinungen und Reaktionen und ich kann sie lediglich wahrnehmen. Gewöhnlich leben wir in einem halb-bewußten Zustand, oft bombardiert von vielen Eindrücken. Das mag sich überwältigend anfühlen, kann aber auch wie das Erleben einer Symphonie sein, in der viele Instrumente gleichzeitig zu hören sind. Wenn wir die Intention haben, offen für die verschiedenen Farben und Eindrücke zu sein, kann unser tägliches Leben zu einer Reihe einmaliger Erlebnisse werden. Je mehr ich selbst übe offen und gewahr zu sein, umso leichter fällt mir der Zugang zu einer viel größeren Realität einer eher ‚künstlerischen‘ Art zu Leben.
Zu Beginn ist uns vielleicht nur eine Lebensweise verfügbar, die sich eher gewohnheitsmäßig, eng, vielleicht eingleisig anfühlt, ähnlich einer geteerten Straße durch einen Dschungel. So ist es zunächst leichter zu reisen. Fahren wir aber nur auf dieser einen Strasse, werden wir leicht taub für den Reichtum unserer Welt. Öffnen wir unseren Geist für die Möglichkeit einer anderen Herangehensweise, finden wir neue Wege in demselben ‚Wald‘. Je häufiger wir sie nehmen, um so leichter wird es. Sie bringen uns möglicherweise zu Orten, die wir sonst nie gefunden hätten.
Die „Kunst des Lebens“ wiederfinden
Lasst uns wieder und wieder beginnen, wacher, weniger unbewusst, einfach lebendiger durch unsere Tage zu gehen. So finden wir immer mehr von unserer ganz eigenen Art der Kunst des Lebens.
Als jemand der mit Menschen am Ende ihres Lebens arbeitet sehe ich oft, dass diejenigen, die ihr Leben bewußt und aktiv gelebt haben das Gefühl und die Dankbarkeit spüren, wirklich gelebt zu haben. Andere fühlen im Rückblick manchmal, dass es sei, als wäre das Leben an ihnen einfach so vorbei gerauscht. Wir selbst können uns nun entscheiden etwas anderes zu tun.