INTEGRATION

“Out beyond ideas of wrongdoing and rightdoing there is a field. I’ll meet you there.“

Dies bedeutet sinngemäß: „Und draussen, jenseits von allen Vorstellungen von richtigem und falschem Tun ist ein Feld. Dort werde ich Dich treffen.“

– Rumi

Die vergangenen Posts in diesem Blog thematisierten verschiedenen Aspekte unseres Lebens. Wir haben bis zu diesem Tag auf vielfältige Weise gelernt, uns in dieser Welt zu orientieren und zwar so gut, wie es uns möglich war. Unsere erworbenen Verhaltensweisen und Qualitäten haben uns erlaubt, in unserer Welt zu überleben und zu wachsen. Nun haben wir die Wahl, wie wir weiter verfahren möchten. Vielleicht sind uns in den letzten Wochen einige Dinge aufgefallen, über die wir sehr froh sind und auch einige, die wir gern ändern möchten.

Eilendes Leben
Oft rasen unsere Tage und Wochen vorbei und immer noch haben wir nicht die Zeit und Muße gefunden, uns demzu zuwenden, die uns wirklich am Herzen liegen. Finden wir zwischendurch einmal die Ruhe dazu, am Abend oder am Wochenende, ist es nicht leicht zu wissen, wie wir damit beginnen können. Vielleicht nehmen wir ein inspirierendes Buch zur Hilfe oder schreiben Tagebuch, aber wie beginnen wir eine ehrliche und hilfreiche Reflexion? Das Zitat von dem Dichter Rumi beschreibt einen Ort, an dem wir die Freiheit, Inspiration und Ruhe dafür finden können, unser Tun und unser Leben zu reflektieren.

Gewahrsein
In unserem Bewusstsein gibt es einen Raum, in dem alles genau so ist und sein darf, wie es ist. Das ist unser Gewahrsein. Gewöhnlich, wenn wir über etwas nachdenken, sind sehr schnell Beurteilungen und Bewertungen bei der Stelle. Wir haben unsere Meinungen, wir haben kritische Einstellungen und auch Selbstkritik. Sobald nach dem jeweiligen Gedanken, der uns durch den Kopf gegangen ist diese zusätzlichen Gedanken einsetzen, wird es oft kompliziert. Mehr Gedanken und auch Gefühle wollen folgen und schnell befinden wir uns in einer inneren Diskussion oder gar Auseinandersetzung. Können wir aber den Beginn eines neuen Gedankens bemerken und ihn lediglich wahrnehmen, ohne dass diese ergänzenden, reaktiven Gedanken folgen, kann der eine Gedanke lediglich in unserem Gewahrsein verweilen und seines Weges gehen. Das erlaubt uns den Raum unseres Gewahrseins zu erfahren. Dies ist nicht einfach, denn unser Geist ist gewohnheitsmäßig sehr schnell und unruhig. Viele der Meditationen und Übungen, die ich in den vergangenen Posts vorgeschlagen habe, ermöglichen diesen Raum des Gewahrseins zu entdecken.

Reflexion
Sind wir etwas zur Ruhe gekommen und haben wir uns auf unseren inneren Raum eingestimmt, können uns auf beschauliche Weise vergegenwärtigen, was in unserem Denken und Leben im Moment eine Rolle spielt. Gedanken tauchen vor unserem inneren Auge auf und darunter gibt es sicher ‚lautere‘ und ‚leisere‘ Gedanken. Wir können beobachten, was dort vor sich geht und versuchen, eine offene, verständnisvolle Haltung zu kultivieren. Wir können das Kommen und Gehen dort wahrnehmen, freundlich ‚zuhören‘, welche inneren Geschichten wir uns über verschiedene Elemente in unserem Leben erzählen und all dies lediglich beobachten. Dies gibt uns eine Bestandsaufnahme von dem, was in unserem Geist in dem jeweiligen Moment eine Rolle spielt.

Integration
Im Raum unseres Gewahrseins können wir die unterschiedlichen Gedanken und Themen, unsere Gefühle und Reaktionen zur Kenntnis nehmen. Wir können sie anerkennen, um sie wissen und mit etwas Übung können wir sie lassen wie sie sind. Wir können bemerken, welche Wahrnehmungen mit den jeweiligen Gedanken und Themen einher gehen und wie unterschiedlich ihre Intensitäten sind. In dieser Weise können wir unser inneres Erleben kennenlernen und ein Gewahrsein von den verschiedenen Spielern und Faktoren auf unserem „inneren Marktplatz“ entwickeln, ohne auf sie automatisch reagieren zu müssen. Wir können beobachten, wie unsere emotionalen und körperlichen Reaktionen geschehen und wieder verebben. Denken wir einen Gedanken erneut, rufen wir eine ähnliche Reaktionen wieder hervor.

Nehmen wir auf diese Weise offen, sanft und sehr freundlich die unterschiedlichen Geschehnisse auf den verschiedenen Ebenen unseres Wesens (Körper, Denken, Gefühle, Impulse, Reaktionen usw.) wahr, entwickeln wir die Fähigkeit, deren Integration erlauben zu können, ohne unkontrolliert reagieren zu müssen. Auch können wir Wege finden, um diesen Reaktionen angemessenen Ausdruck zu verleihen. Unser Atem kann sich als kontinuierlicher Rhythmus in dieser Erfahrung bewegen und uns als beruhigender und belebender Focus helfen.

Präsenz
Die wiederholte Integration von körperlichen Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühlen in einer ruhigen, freundlichen und sicheren Weise, kann uns erlauben, diese Ebenen auch im täglichen Leben integrierter zu erleben. Auf diese Weise können wir präsenter und voller am Leben teilnehmen und zeitnah bemerken, wenn unser Befinden sich wandelt: Fühlen wir uns besser, können wir es beobachten, teilen und genießen, fühlen wir uns erschöpft und schlechter, können wir uns verständnis- und liebevoll zur Seite stehen und gut für uns sorgen.

Nutzen
Viele neue Methoden in den verschiedenen heilenden Künsten ermöglichen Integration und damit verbunden eine stärkere Präsenz. Ebenso haben verschiedene Fortbildungen in unterschiedlichsten Berufen eine solche Bewusstwerdung, verstärkte Integration und Präsenz zum Ziel. Einige dieser Methoden haben sich aus meditativen Traditionen entwickelt oder sind durch sie inspiriert entstanden.

Wir haben durch diese Mittel die Gelegenheit nahezu jeden Moment unseres täglichen Lebens zur Übung, zu Integration, Klärung und Intensivierung unserer eigenen Fähigkeit präsent zu sein, zu nutzen. Dies kann unsere Resilienz verstärken und uns auf sanfte und sehr natürliche Weise helfen, uns von unangenehmen Gewohnheiten abzuwenden. Durch Übungen wir Yoga, Tai Chi, Meditation können wir unsere Fähigkeit zu einem integrierteren Leben verstärken und zu einer immer feineren und natürlicheren Lebensweise finden.

Mary Oliver eine bekannte amerikanische Dichterin schreibt: „Tell me, what is it you plan to do with your one wild and precious life?“ Sinngemäß: „Sag mir, was ist es, was Du planst mit Deinem einem wilden und kostbaren Leben zu tun?“

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