„Wir alle leben mit Angst. Wann immer Angst uns überkommt fühlen wir uns gefangen in der „Angst-Tance“, wie ich es nenne. Wenn wir uns anspannen in dem Erwarten von einem Fehlschlag, ziehen sich unser Herz und Geist zusammen. Wir vergessen, dass da Menschen sind, denen wir wichtig sind und wir vergessen unsere eigene Fähigkeit uns frei und warmherzig zu fühlen. Gefangen in dieser Trance erleben wir alles durch einen Angstfilter und wenn dies geschieht, wird diese Emotion zu einem Teil unserer Identität. Dies verengt unsere Kapazität voll zu leben.“
– Tara Brach, PHD
Was ist Angst?
Grundsätzlich ist Angst ein natürliches Warnsystem. Es mag sein, dass wir etwas fürchten und dadurch in bestimmter Weise handeln. Beispielsweise wenn wir eine 4-spurige Strasse mit viel Verkehr überqueren.
Unsere natürliche Angst zeigt, dass etwas das uns lieb ist in Gefahr ist. Gewohnheitsmäßig wollen wir dann am liebsten vermeiden genau zu wissen, worum es geht und lieber schnell für Sicherheit sorgen. Vermeiden wir es unsere Angst zu befragen, was sie genau fürchtet, verpassen wir die Chance, sie besser zu verstehen und überprüfen zu können, ob es tatsächlich geschehen könnte.
Es gibt ein Zitat das geht etwa so: Ein berühmter, älterer Mensch blickt zurück und sagt „ich war sehr oft ängstlich in meinem Leben, aber die meisten der Dinge, die ich befürchtet hatte sind niemals eingetreten“.
Angst als natürliches Gefühl
Wie bei jedem anderen Gefühl hilft es, wenn wir mit einer offenen, verständnisvollen Haltung dem begegnen was ist. Angst aktiviert Stress in unserem Körper und liebevolle Zuwendung reduziert Stress. Können wir uns selbst diese Zuwendung in einer Situation geben, die uns eigentlich ängstigt, fühlen wir uns weniger paralysiert, besorgt, allein und ausgeliefert und können eher agieren als zu reagieren.
Mitgefühl und viel Raum im Erleben, erlauben uns das Gefühl (in diesem Fall die Angst) wahrzunehmen, wie es ist. Dadurch machen wir es uns selbst nicht durch gewohnheitsmäßiges Vermeiden, Beschuldigungen und Scham schwerer als es ist. Tauchen negative innere Reaktionen zur Angst auf, können wir auch die in einer offenen und verständnisvollen Weise wahrnehmen.
Angst befragen
Es gibt hier zwei Extreme:
Wenn wir feststellen, dass uns etwas Angst macht, können wir genau das wirklich wahrnehmen. Vielleicht hilf es uns sogar zu überlegen, was das Schlimmste wäre, was passieren könnte. Sehr oft sehen wir, daß es wirklich etwas gibt, was wir ziemlich schlimm fänden, aber daß es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass es eintrifft. Vielleicht sehen wir direkt, daß die Angst zwar begründet ist, aber auch daß wir nicht sehr viel Evidenz dafür haben, daß das große Unglück bevor steht. Es ist meist hilfreicher zu sehen, was uns Angst macht, statt es vermeiden zu wollen. Meistens ist es im Nachhinein nahezu amüsant, dass wir diese Befürchtung hatten.
Und andererseits
Unsere Angst zeigt uns nicht nur was schlimm wäre, sondern auch was uns wichtig ist. Was liegt uns in dem jeweiligen Zusammenhang am Herzen? Was ist unser großer Wunsch? Was hätten wir gern, daß es geschieht? Was ist das Beste, was geschehen könnte? Und dann als nächster Schritt: Was können wir dafür als nächstes tun?
Angst positiv nutzen
In dieser Weise können wir unsere Angst verstehen und uns inspirieren lassen, uns für unsere Wünsche und Ziele zu engagieren. Wir können so die Energie umlenken, die automatisch in Versuche gehen würde das was wir befürchten, vermeiden zu wollen.
„Angst ist Begeisterung ohne den Atem“
Dies ist zunächst überraschend, wir können es aber selbst ausprobieren. Befinden wir uns in einer normalen Situation, in der wir unter Angststress stehen, können wir unsere Atmung beobachten. Meist wird unsere Atmung zu Beginn flacher oder wir halten gar die Luft an. Beispielweise in einer Prüfungssituation können wir uns dies zunutze machen.
Es gibt nichts zu verlieren, wenn wir tiefer und besser atmen. Wir spüren die Herausforderung möglicherweise mehr, bemerken vielleicht rasende Gedanken und Unsicherheit, aber wir haben auch mehr Weite, Klarheit und mehr Sauerstoff zur Verfügung. Es mag uns leichter fallen die Herausforderung anzunehmen, unser Bestes zu geben, und einen sehr viel leichteren und offeneren Zugang zu unseren Kompetenzen zu haben.
Kinder
Wir alle erleben Angst in unterschiedlichen Situationen und aus unterschiedlichen Gründen. Nach meiner Erfahrung können wir sehr gut durch das Beobachten von Kindern lernen, was am besten hilft. Hört ein Kind, es sollte keine Angst haben, fühlt es sich allein und dennoch ängstlich oder gar noch ängstlicher. Fühlt es sich aber verstanden, beschützt und nicht allein in der der gleichen Situation, kann es sich in der Sicherheit dieses neuen Erlebens wieder entspannen. Gehen wir innerlich mit uns ebenso um, wird uns vieles leichter fallen.
Je mehr ich selbst gelernt habe, meine Angst zu verstehen und mich nicht dafür zur verurteilen, umso leichter fiel mir der Umgang mit ihr. Auch habe ich gelernt sehr viel mehr Spielraum und Resilienz zu entwickeln durch diesen Prozeß.
Fühlen wir uns nicht beschämt und falsch, wenn wir ängstlich sind, können wir selbst ruhiger mit dem Gefühl umgehen und uns auch leichter und sehr viel resilienter anderen gegenüber öffnen. Was ist Eure Erfahrung damit?
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