„Das Leben ist wie ein Blitzlicht in dunkler Nacht. Es ist eine kurze Zeit mit enormem Potential.“
– nach Alan Wallace
Besonders in unserer Zeit mit vielen Möglichkeiten und Ablenkungen ist es nicht einfach für uns, auf eine Sache fokussiert zu sein. Diese Fähigkeit aber ist einer der Schlüssel zu einem meditativeren Leben. Wenn es uns schwer fällt uns auf eine Sache zu konzentrieren, ist uns dies wahrscheinlich eine unangenehm, und daher wiederum tun wir es nicht gern.
Wachen Fokus geniessen
Aber tatsächlich sind wir gern wach und fokussiert, wenn uns jemand oder eine Sache wirklich interessiert oder fasziniert. Das einzige was wir vielleicht etwas mehr üben möchten ist, es auch in anderen Situationen und über verlängerte Zeiten zu tun. Wenn uns dann diese Fähigkeit einfach zur Verfügung steht, werden uns täglich viele Dinge leichter fallen.
Ein ungeübter Geist springt von einer Sache und einem Gedanken zum nächsten. Er glaubt automatisch und ohne Wahl, was er denkt und regt sich viel leichter über etwas oder jemanden auf. Fokussierte Aufmerksamkeit erlaubt uns zu wählen, worauf wir uns fokussieren und wie lange wir dabei verweilen möchten. Dies mag uns leicht fallen, wenn uns etwas interessiert und schwer wenn nicht. Haben wir etwas Bewusstheit und Übung darin, ist es einfach eine Fähigkeit, die wir frei einsetzen können ohne das wir dafür ganz bestimmte Bedingungen brauchen.
Wenn wir unsere Aufmerksamkeit üben, bringen wir Körper und Geist zusammen in diesem Moment, wie wir es bei Kindern beobachten können, wenn sie vollkommen mit Körper und Geist in ihr Lieblingsspiel vertieft sind. Richte ich also meine Aufmerksamkeit auf meine Atmung, dann kann ich sie deutlicher in meinem Körper spüren und bewußt mit meinem Geist wahrnehmen. Richte ich sie auf eine Blume, dann sehe, rieche ich sie, und ich kann meinen Körper in ihre Richtung ausrichten. Wenn meine Aufmerksamkeit dann zu etwas anderem springt, kann ich dies bemerken und sie zu meinem gewählten Objekt zurück bringen.
Vertiefen und ausweiten
Diese volle Aufmerksamkeit trainiert unser Gehirn im Einsgerichtet-Sein und dies wird uns durch’s Wiederholen immer leichter fallen. Indem wir dieses Fokussiert-Sein mehr und mehr üben, üben wir automatisch, uns nicht so leicht ablenken zu lassen. Diese selektive Wahrnehmung erlaubt uns, uns in einem Raum mit vielen Eindrücken auf ein Objekt zu beschränken und bei ihm zu verweilen obwohl viel anderes los ist. Diese Fähigkeit erlaubt uns, mit viel mehr Leichtigkeit in und für komplexe Situationen präsent zu sein.
Unsere Präsenz ist für uns selbst und andere wahrnehmbar. Wir sind wirklich hier für unser Leben und für einander. Wenn wir anderen wirklich zuhören, dann merken sie es, fühlen sich eher verbunden, gehört, gesehen und verstanden. Wenn wir wirklich präsent mit uns selbst sind, uns selbst „zuhören“, in dem Moment unseren Körper, unsere Gefühle und Gedanken wirklich wahrnehmen, dann nehmen wir mehr an unserem Leben teil und werden weniger das Gefühl haben, dass es an uns vorbeisaust.
Ich habe dies sehr deutlich auf meinen langen Fahrradreisen bemerkt. Verglichen mit einem weniger fordernden Urlaub erschienen mir diese Wochen, an denen ich körperlich und geistig sehr aktiv war viel länger. Unterwegs gibt es so viele Sinneseindrücke, Entscheidungen und auch Herausforderungen, dass allein die Menge an Eindrücken ein Gefühl von Fülle und Dauer mit sich bringt. Eine Autoreisen zum Strand der gleichen Länge kam mir im Nachhinein immer sehr viel kürzer vor.
Die Bedeutung und die Freude des Präsent-Seins in dieser fokussierten Weise wird mir immer deutlich, wenn ich nur eine Sache zur Zeit tue. Damit geht eine Einfachheit und Leichtigkeit einher, die stressige Tage und Situationen auflockern. Wir können selbst in vollen und hektischen Tagen mit der einen Person und dem einen Gedanken sein, die gerade präsent sind und vielleicht geht es dann sogar noch besser.
Am Anfang ist dies nicht immer leicht, wir haben meist andere Gewohnheiten entwickelt. Wir werden leicht von Gedanken und Geschehnissen abgelenkt und vergessen, was wir eigentlich tun wollten. Aber üben wir unsere Aufmerksamkeit mehr zu fokussieren, dann können wir Veränderungen bemerken. Mit mehr Achtsamkeit und Gewahrsein, geht für mich ein Gefühl von mehr Lebendigkeit, Raum und Freude einher. Es ist interessant, dies auszuprobieren und vielleicht beizubehalten. Ein volles, interessantes und sehr lebendiges Leben fußt auf dieser Fähigkeit, mit uns selbst, unserer Umwelt und anderen wirklich aufmerksam und präsent zu sein.
Du hast vielleicht das Gefühl als würdest Du ewig leben, aber die wenigen Jahrzehnte die Du tatsächlich hast, können recht schnell vergehen, vor allem dann, wenn Du in der einzelnen Momente Deines Tages nicht präsent bist. Daher können wir die kurze Zeit, die wir tatsächlich in diesem Leben haben mit mehr Fokus und Aufmerksamkeit im gegenwärtigen Moment verbringen.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir dann automatisch in unserem ganz eigenen Sinne sehr viel mehr aus unserem enormen Potential machen werden.