„Wenn wir uns selbst als wertvoll ansehen und achten, haben wir die Fähigkeit auch diese Welt zu würdigen. Wenn wir uns selbst als unwürdig ansehen, verlieren wir Vertrauen – nicht nur in uns selbst, sondern auch in alle anderen.“
Sakyong Mipham Rinpoche
Können wir das Vertrauen haben, dass dieses Universum ein freundlicher Ort ist? Können wir das Vertrauen haben, dass in anderen eine grundlegende „Gutheit“ ist? Können wir darin Vertrauen finden, dass wir selbst eine uns innewohnende Gutheit haben?
Wie wäre es, wenn wir ganz sicher wären, dass wir selbst von Grund auf gut sind? Wir wäre es, wenn wir wüßten, dass andere, dass dieses Universum von Grund auf gut ist? Wir wären unsere Tage, unser Leben? Wie würden wir uns fühlen? Es könnte uns angenehm sein, eine Erleichterung, nahezu ein erfüllter Traum. Aber es könnte uns auch unsicher machen, denn können wir dem wirklich trauen?
Wir sind so gewohnt in einer Welt zu leben, der wir nicht wirklich trauen können, dass wir jederzeit gewappnet sind. Wir haben unsere automatischen biologischen und psychischen Mechanismen, die bei möglicher Gefahr innerlich oder auch äußerlich in Kraft treten. Was bedeutet also Vertrauen? Worein, worauf können wir wirklich vertrauen? Ist das überhaupt möglich? Können wir uns selbst vertrauen?
Grundlegende Gutheit
Im Buddhismus gibt es den Begriff grundlegende Gutheit. Es gibt verschiedene Erklärungen und philosophische Beschreibungen dafür auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte (im Anhang findt Ihr einige englische links). Ich möchte hier eher auf den Aspekt aufmerksam machen, den wir alle kennen oder ahnen. Es gibt positive und negative Tendenzen und wir kennen sie in uns selbst. In gewisser Weise wissen wir alle, was gut und was nicht gut ist und haben ein eigenes Gefühl dafür. Wir können beobachten, was wirklich gut, offen und hilfreich ist und was eher negativ, eng und nicht hilfreich ist.
Wir alle möchten vermutlich gern in einer friedlichen Welt leben, in der Menschen und Erfahrungen gut sind. Wo Toleranz, Freigebigkeit, Kreativität, Freundlichkeit normal sind und wir frei von Angst sein können.
Ein Vorschlag
Sakyong Mipham Rinpoche schlägt uns einen inneren Wandel vor. Er warnt, dass es sich zunächst vielleicht nicht nach einem großen Wandel anfühlen wird, dass dieser Wandel für uns aber alles verändern kann. Er sagt: „Alles was Du tun musst ist, ohne Zweifel zu wissen, dass Du gut bist und dass dir Wert und Kostbarkeit innewohnen.“
Wenn wir dies tun auch wenn es sich zunächst künstlich anfühlt) kann etwas außergewöhnliches geschehen: Wir können unsere eigene Kraft finden, unser Selbstvertrauen nimmt zu und unser Misstrauen ab. Die Welt, wie wir sie erleben, füllt sich mit Möglichkeiten anstatt mit belastenden Erlebnissen und wir sehen, dass auch andere diese Gutheit besitzen. Unser Herz kann sich für sie öffnen.
Wir erleben dennoch Herausforderungen, regen uns über einige Dinge auf und sind über andere traurig. Aber wenn wir uns selbst vertrauen, werden wir einen Weg finden damit gut umzugehen. Wir können so sogar anderen helfen. Wenn wir den Wert in uns selbst sehen, können wir auch den Wert in der Welt um uns herum sehen.
Dieser grundlegende Wandel mag sich zunächst seltsam anfühlen, aber es muß sich nichts anderes ändern, als dass wir innerlich ins „andere Lager“ hinüberwechseln. Gehen wir davon aus, daß wir so wie wir geboren sind gut sind, dass unsere menschlichen Züge, unsere Begabungen und Schwierigkeiten einen Sinn haben, dann können wir genau dort sein, wo wir sind. Ebenso können wir andere leichter so sehen und akzeptieren, wie sie sind.
Herausforderungen, denen wir begegnen und Probleme, die wir haben, können zu Hilfen auf dem Weg werden, an denen wir wachsen. In diesem Prozeß können wir einander zur Seite stehen und uns so gegenseitig behilflich sein.
Wir brauchen nicht zu fürchten, was andere über uns denken. Wir können annehmen, dass es gut ist und leichter fragen falls es uns wirklich interessiert, denn wir sehen unsere eigene Gutheit. Wir verlieren nicht 50% unserer Kraft in Selbstzweifeln, sondern können mehr Energie in konstruktive Aktivitäten investieren.
Ich finde dies ist ein ganz grundlegender Wandel, der uns erlaubt, viel authentischer, verständnis- und liebevoller zu leben. Wir können dann leichter davon ausgehen, dass uns andere nicht negativ begegnen wollen. Vielleicht fühlt es sich zunächst nicht so an, aber wir können tatsächlich das Beste aus einer Situation machen, wenn wir nicht in unseren eigenen negativen Reaktionen gefangen sind.
Gerade im Zusammenhang mit Meditation und anderen beruhigenden Übungen finde ich Vertrauen sehr wichtig, nicht nur für die Praxis selbst, sondern besonders auch für unsere weitere Entwicklung. Je mehr unser Geist zur Ruhe kommt, umso mehr sehen wir von uns selbst und anderen.
Vertrauen in unser aller ‚Gutheit‘ hilft sehr, zu akzeptieren was wir finden und von dort einen guten weiteren Weg zu finden.